Coltan-Fieber: Connecting People beim Filmfestival Max Ophüls Preis

VERÖFFENTLICHT AM: Januar 9, 2022
  • Coltanfieber_0031

Am 24. Januar 2022 feiert der Dokumentarfilm COLTAN-FIEBER: CONNECTING PEOPLE von Yves Ndagano und Jan-Christoph Gockel seine Weltpremiere beim renommierten Max Ophüls Filmfestival in Saarbrücken. Der Film entstand als Koproduktion von peaches&rooster, R.P.D.Fi., afroTopia, dem Theater im Bauturm Köln und dem Schauspielhaus Graz.

COLTAN-FIEBER: CONNECTING PEOPLE ist unser erster Dokumentarfilm. Auch in unseren Theaterprojekten arbeiten wir genre-übergreifend, verbinden Theater mit Film, Politik mit Poesie. Während der Corona-Pandemie haben wir unsere Suche nach neuen Möglichkeiten künstlerischer Zusammenarbeit fortgesetzt. Nun ist gemeinsam mit unseren kongolesischen Kolleg:innen der Film COLTAN-FIEBER: CONNECTING PEOPLE entstanden.

Das Filmfestival Max Ophüls Preis findet von 16. bis 26. Januar 2022 als dezentrales und hybrides Festival statt. Das Festivalprogramm wird nicht nur vor Ort in den saarländischen Kinos gezeigt, es kann auch in Form eines begrenzten Streaming-Angebots über die Website des Festivals verfolgt werden (www.ffmop.de).

 

SYNOPSIS

Yves Ndagano ist ein ehemaliger Kindersoldat und Schürfer einer Coltan-Mine im Osten der Demokratischen Republik Kongo. In COLTAN-FIEBER: CONNECTING PEOPLE reist er erstmals zurück an die Orte seiner Kindheit, um sich seiner eigenen traumatischen Geschichte an ihren Originalschauplätzen wieder zu bemächtigen. Mit einer Holzpuppe als Stellvertreter kann er das Unsagbare, was ihm geschehen ist, ausdrücken. Während des Filmdrehs zeigt sich, dass der Kampf um die Rohstoffe die Region immer noch bestimmt. Ndagano begegnet seinen Entführern, er kehrt zurück in die Coltan-Mine und an den Ort, an dem er zum Mörder gemacht wurde. Er versucht so aufzudecken, in welchem Zusammenhang sein Schicksal mit dem globalen Rohstoffhandel steht. Schließlich konfrontiert er auch seine Familie, die ihm jahrelang mit Ablehnung begegnet war – dann bricht während des Filmdrehs der Vulkan Nyiragongo aus…Diesen inneren und äußeren Zerstörungen begegnet Yves Ndagano mit einem in Europa unterschätzen Konzept: der Reparatur. Dem Glauben, dass Dinge wiederhergestellt werden können und daraus Neues entstehen kann.

 

HINTERGRUND (Auszug aus der Pressemeldung)

COLTAN-FIEBER: CONNECTING PEOPLE ist ein Dokumentarfilm, der sich globalen Realitäten durch eine grenzüberschreitende Arbeitsweise nähert. Gedreht wurde in der DR Kongo, in Ruanda, Niger, Ghana, Bangladesch, China, in Kolumbien, Belgien, auf Lesbos und in Deutschland. Leopold, die Holzpuppe, ist allerdings der Einzige, der für diesen Film ein Flugzeug bestiegen hat. Da es aufgrund der Corona-Pandemie nicht möglich war, in die DR Kongo zu reisen, wurde mit einem Team im Kongo und einem in Deutschland gearbeitet. Die beiden Teams sind sich physisch nie begegnet. Yves Nadagano reiste mit dem kongolesischen Kameramann und Regisseur TD-Jack Muhindo Mahamba an die Originalschauplätze seiner Geschichte. Jan Christoph-Gockel drehte mit Puppenbauer und -spieler Michael Pietsch in seiner Werkstatt und produzierte den Film von Deutschland aus. Bereits in seinem ersten Spielfilm DIE REVOLUTION FRISST IHRE KINDER (Viennale 2020) beschäftigte sich Jan-Christoph Gockel mit der Frage, wie eine Zusammenarbeit zwischen Künstler:innen im aktuellen Nord-Südgefälle und bei ungleich verteilten Privilegien möglich ist. Gerade unterschiedliche Perspektiven und Zugänge zu einem Thema sollen im Kunstwerk sichtbar bleiben. Dieses Konzept wird in COLTAN-FIEBER: CONNECTING PEOPLE radikalisiert:

„Der Blick eines kongolesischen Filmteams auf eine Coltan-Mine ist anders als meiner. Unser Film stellt diese Perspektive neben den globalen Zusammenhang, in dem diese Mine steht. Es ist ein Film, der nur durch transnationale Kooperation entstehen konnte. Ein politischer Film, der seine Aussagen nicht vereinfachen muss, um Menschen zu erreichen und zu berühren. Wir suchen einen Ausdruck für die Komplexität des Gesamtbildes, seine vielen Schichten, aber auch Abbrüche.“ (Jan-Christoph Gockel)

„Das Coltan-Fieber-Projekt war in mehrfacher Hinsicht wichtig. Zuerst war es ein Medikament für mich, denn es hat mir tatsächlich ermöglicht, noch einmal auf meine Geschichte zu blicken und darüber zu sprechen. Aus der Konfrontation damit wurde mir klar, dass ich mich für andere engagieren muss, um in Zukunft etwas zu verändern. Diese Arbeit mache ich seit Jahren in meiner community. Im Film erzählen wir darüber, aber auch, wie wichtig die Themen Kinderarbeit und Versklavung auch an anderen Orten der Welt sind. Deshalb haben wir Leopold in die ganze Welt verschickt, damit er als Stellvertreter Gefäß für viele andere Geschichten sein kann.“ Yves Ndagano.

Mehr Infos zum Film finden Sie hier.