In der Kassenhalle des Staatsschauspiels Dresden kann man ab heute in die Werkstatt von Michael Pietsch blicken. Zu sehen sind neben Figuren aus den Produktionen FRANKENSTEIN, MOBY DICK, DER AUFTRAG: DANTONS TOD und COLTAN-FIEBER u.a. die Charakterstudien der Schauspieler*innen, die Pietsch auf Basis ihrer echten Schädel für die Produktion WOYZECK in Ton geformt hat.
„Der Charakter lässt sich angeblich an der Ausformung einzelner Hirnregionen und damit an der Form des Kopfes erkennen.“ Mit solchen Theorien haben sich weiße Männer wiederholt als allen anderen Mitgliedern der menschlichen Familie überlegen zu konstruieren versucht – eine Pseudowissenschaft, die die Entmenschlichung und Verdinglichung „der Anderen“ rechtfertigen soll und die bis heute nicht besiegt ist.“ Lawrence Oduro-Sarpong
Jan-Christoph Gockels Inszenierung WOYZECK am Staatsschauspiel Dresden (Premiere: 19.10.2019) thematisiert die vermeintlich naturwissenschaftlichen Begründungen zur Schaffung einer Hierarchie in der Wertigkeit von Menschen, sie führt diese Praxis in einem eigenen Menschenlabor vor: Während des Probenprozesses wurden die Schädel der Schauspieler*innen abgeformt, Haut, Haare und Augen vermessen. Die in WERKSTATT WOYZECK ausgestellten Köpfe zeigen unterschiedliche physiognomische Zustände: In jedes Gesicht kann Woyzeck projiziert, in jeden Schädel Woyzeck eingepflanzt werden.