Über Thomas Sankara gibt es viel zu erfahren und zu erzählen. Sankara gab der ehemaligen französischen Kolonie Ober-Volta einen neuen Namen: Burkina Faso – „das Land der aufrechten Menschen“. Er setzte, nachdem er 1983 durch einen Militärputsch an die Macht gekommen war, schnell seine Vorhaben um und machte Burkina Faso unabhängig von Nahrungsmittelimporten der vier Grundnahrungsmittel. Er bekämpfte die Korruption im eigenen Staatsapparat und setzte sich schon Anfang der 80er Jahre vehement für die Rechte der Frauen ein. Ökologische Projekte standen auf seiner Agenda, die er mit Kreativität und Humor vertrat.
Berühmt sind seine Reden, die oft auch sehr poetische Anklänge haben. In seiner Rede vor den Vereinten Nationen zitiert er Novalis und José Marti:
„Ich maße mir nicht an, Dogmen vorzubringen. Ich bin weder ein Messias noch ein Prophet. Ich habe keinerlei Wahrheitsanspruch. Mein einziger Anspruch ist ein zweifacher Wunsch: Erstens in der einfachen Sprache der Offenheit und Klarheit im Namen meines Volkes, des Volkes von Burkina Faso, sprechen zu können. Zweitens auf meine Art und Weise das Wort des „großen Volkes der Entrechteten“, jener, die der Welt angehören, die man arglistig „Dritte Welt“ getauft hat, führen zu können, und selbst, wenn es mir nicht gelingt, sie jedem verständlich zu machen, die Gründe zu benennen, aus denen wir aufbegehren. (…) Unsere Gegenwart im Schoße der Dritten Welt anzuerkennen bedeutet also, um es mit José Marti zu sagen, zu ‚bekräftigen, dass wir auf unserer Wange jeden Schlag spüren, der einem Menschen, gleich welchem Menschen, versetzt wird.‘ Bis jetzt haben wir die andere Wange hingehalten. Die Ohrfeigen haben sich verdoppelt. Das Herz des Boshaften jedoch hat sich nicht erweichen lassen.“
Sankaras Regierungszeit währte nur vier Jahre. 1987 wurde er ermordet, mutmaßlich im Auftrag seines Nachfolgers und alten Weggefährten Blaise Compaoré, der bis 2014 in Burkina Faso an der Macht war.
Uns interessiert der Geist Sankaras, der in der Revolution von 2014 steckte und wie er uns heute inspirieren kann. Michael hat sich mit burkinischen Künstlern und Handwerkern getroffen, um den Revolutionär auf der Bühne wieder zum Leben zu erwecken.
– Jan-Christoph Gockel