Uraufführung

„Wir Schwarzen müssen zusammenhalten“ – Eine Erwiderung

Von und mit Ramsès Alfa, Jeannine Dissirama Bessoga, Danaye Kalanféi, Nancy Mensah-Offei, Michael Pietsch, Komi Togbonou, Martin Weigel | Regie: Jan-Christoph Gockel | Live-Kamera und Bildgestaltung: Eike Zuleeg | Text: Elemawusi Agbédjidji und Ensemble | Dramaturgie: Olivia Ebert | Bühne und Kostüm: Julia Kurzweg | Kostüm-Kollaboration: Ayanick Nini Nicoué | Puppenbau: Danaye Kalanféi, Michael Pietsch | Comic: Adodokpo Kokou Armand, Paulin Assem, Tsidkenu Ezechias Gbadamassi, Tsidkenu Ezechiel Gbadamassi | Bildmischung und Schnitt: Denize Galiao | Ton Filmszenen: Caled Boukari | Licht: Christian Schweig | Übersetzung und Übertitelung: Charlotte Bomy, Yvonne Griesel | Outside Eye: Kokutekeleza Musebeni | Fotos: Ensemble | Fotos: Thomas Aurin | Premiere: 20. März 2021



Am Anfang dieser internationalen Stückentwicklung stand die Konfrontation mit einem ungeheuerlichen Zitat von Franz-Josef Strauß aus dem Kontext seiner Freundschaft mit dem autokratischen togoischen Präsidenten Gnassingbé Eyadéma: „Wir Schwarzen müssen zusammenhalten!“. Ein schiefes Bild, das einen Zusammenhalt zwischen dem schwarz-konservativ regierten Bayern und der früheren deutschen Kolonie Togo entwirft und dabei Machtverhältnisse, wirtschaftliche Interessen und die politische Situation in einer Jahrzehnte dauernden Diktatur überdeckt. Ein Zitat als Symptom verdrängter kolonialer Schuld und postkolonialer Verstrickung Deutschlands, deren Aufarbeitung gerade erst beginnt. Eine Aussage, die einer Erwiderung bedarf.

Lässt sich von hier aus noch von Begegnung, von Dialog, von Zusammenhalt sprechen, und wie?
Im Austausch zwischen togoischen Künstler*innen und einem Team der Münchner Kammerspiele entwickelt, erzählt das doku-fiktionale Mash-up aus Schauspiel, Puppenspiel, Comic und Film die Zeitreise einer futuristischen Geisterjägerin. Sie entlarvt koloniale Phantome und verfolgt sie bis in die heutigen Köpfe.

Sprache: Deutsch mit französischen, und Französisch mit deutschen Übertiteln

“Aus den seuchenbedingten Theaterschließungen macht Gockel das Beste und nutzt den Livestream aus dem Werkraum souverän als multimediale Wundertüte, in der Genres und Erzählformen ebenso verschmelzen wie Orte und Zeiten.”
MATHIAS HEJNY, ABENDZEITUNG, 22.MÄRZ 2021

“Herausgekommen ist dabei ein wildes Mash­up aus Zeiten, Genres und Perspektiven, das auf die Frage, ob trotz vergiftetem Untergrund dennoch eine fruchtbare Zusammen­arbeit entstehen könne, durchaus positive Antworten findet.”
SILVIA STAMMEN, ZEITSCHRIFT BÜHNE, MÜNCHNER FEUILLETON, APRIL 2021

“In Collage-Technik entsteht ein Bilderstrom, der vorzüglich auf dem Bildschirm funktioniert und einen hineinsaugt in verstörende Abgründe.”
Christoph Leibold, BR, 21.März.21

“[Franz Josef Strauß] ist nicht nur stimmlich in markanten Tondokumenten präsent, sondern tritt in Gestalt einer meisterhaft gebauten Marionette auf, die mit beweglichen Augen erschreckend lebensnah wirkt.”
ALEXANDER ALTMANN, MÜNCHNER MERKUR, 22.MÄRZ 2021

“Die Inszenierung, die Jan-Christoph Gockel mit seinem Ensemble kollaborativ hergestellt hat, wechselt elegant zwischen Dokumentarmitteln, popartigen Comic-Einblendungen und Live-Spiel im Bühnenraum. Im Februar war das Team vor Ort in Togo und hat Filmmaterial mitgebracht, das nunmehr dazwischen geschnitten, überblendet und spielerisch vermischt wird.”
CHRISTIAN RAKOW, NACHTKRITIK, 21.MÄRZ.21

“Gockels togolesisch-deutsche Koproduktion ist eine überbordendes Patchwork-Kunsterlebnis, kein abgefilmtes Theater, sie ist irre, witzig, klug und voller Zorn.”
EGBERT THOLL, SZ, 22.März.2021