Von Jeannine Dissirama Bessoga
Hier in Lomé ist es gerade 12:25 Uhr, während es bei Ihnen in Deutschland bereits 13:25 Uhr ist. Sie wissen, wir leben zu unterschiedlichen Uhrzeiten, weil die Welt in Zeitzonen eingeteilt worden ist … im selben Jahr, in dem Togo einen „Schutzvertrag“ mit Herrn Nachtigall unterzeichnet hat und in Berlin der afrikanische Kontinent zwischen den Kolonialmächten aufgeteilt wurde: auf der Meridian-Konferenz im Jahr 1884.
Vor dieser Zeit hatte jeder Ort, jede Region seine eigene Zeit. Im 19. Jahrhundert beispielsweise galt in Bayern die „Münchner Zeit“, die gegenüber der „Berliner Zeit“, die in ganz Preußen galt, um sieben Minuten nachging. Es gab Streit darüber, wo der Ort liegen solle, an dem der Null-Meridian verläuft. Die Briten haben sich durchgesetzt und das Greenwich Observatorium wurde zum Gradmesser der Zeit. Seitdem suggerieren unterschiedliche Zeitzonen, dass wir in unterschiedlichen Welten leben.
Unsere Uhrzeiten unterscheiden sich, aber wir leben alle zur gleichen Zeit auf der Welt – wenn wir damit aufhören, sie anhand des Zeitunterschieds zu quantifizieren. Wenn wir von der Zeit als Gegenwart sprechen, können wir feststellen, dass wir alle diese Gegenwart gleichzeitig erleben. Ich bin hier in Lomé, Sie sind an anderen Orten – mit einer anderen stündlichen Realität. Und wenn wir uns über das Internet nicht sehen oder hören würden – wie live während des Theaterabends – würden wir schnell vergessen, dass es diese anderen Orte und Menschen gibt. Von hier aus bin ich mir dadurch auch Ihrer Anwesenheit, Ihrer Existenz und Ihrer Umgebung bewusst.
Während des Theaterabends haben wir die Möglichkeit einen Moment der Gegenwart trotz des Zeitunterschieds zu teilen. Wir leben in einer universellen Gegenwart, lassen Sie uns diesen Moment gemeinsam verbringen, als gäbe es keine Zeit und keine Grenzen. Lassen Sie uns gemeinsam durch Zeit und Raum reisen, um einen Moment gemeinsam zu erleben – egal wo auf der Welt wir uns gerade befinden.