Die Schauspielerin Johanna Kappauf hat schon einige verzaubert. Etwa ihren Kollegen Edgar Selge, der ihr „eine sensationelle Begabung für Enthusiasmus“ attestierte und Pate stand für ihre Auszeichnung mit dem Therese-Giehse-Preis 2022. Nun hat die 24-jährige Kappauf, die erst 2019 mit dem Theaterspielen anfing, 2021 das erste Mal in einer Kammerspielproduktion mitwirkte und seit dieser Spielzeit Ensemblemitglied ist, einen weiteren Preis erhalten: Der Verein zur Förderung der Münchner Kammerspiele zeichnete sie mit seinem mit 5000 Euro dotierten Förderpreis aus.
SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, 19. JULI 2023
Laudatio Johanna Kappauf von Jan-Christoph Gockel
Wer kann auf einem Seil weit über dem Boden rückwärts gehend Walter Benjamin Texte sprechen? Johanna Kappauf. Sie wird heute mit dem Förderpreis der Freunde der Münchner Kammerspiele ausgezeichnet. Ich bin Jan-Christoph Gockel, Regisseur von WER IMMER HOFFT STIRBT SINGEND und es ist mir eine Ehre, dass ich heute diese Laudatio halten darf – auf dich, Johanna.
In den Proben zu unserem Stück WER IMMER HOFFT STIRBT SINGEND hab ich dich gefragt, was du gerne in einem Zirkus machen würdest. Du hast sofort gesagt: auf dem Hochseil gehen. Ich habe nochmal nachgefragt, ob du dir diese Höhe zutraust und du hast mit einer Geste und einem Ausruf geantwortet, der mir danach immer wieder begegnet ist. Du schüttelst die Hände und rufst ein lautes langgezogenes JAAA! Das steht so sehr für deine Lust auf Theater, für deine Energie – die auch manchmal etwas Wahnsinniges haben kann. Diese Energie hat dich aufs Hochseil katapultiert und in unsere Herzen.
Alexander Kluge sagt: „,Es ist unwahrscheinlich, dass ein Mensch auf die Uhr sieht, während er gespannt auf die gefährlichen Schwünge am Hochtrapez späht.“
So ist das, wenn du auf der Bühne bist: man schaut dir gebannt zu, ob in WER IMMER HOFFT STIRBT SINGEND oder in HEIDI WEINT und ANTIGONE, beides Arbeiten, die du mit Nele Jahnke verwirklicht hast. Johanna, du bist für mich eine Schauspielerin, mit magischen Fähigkeiten.
Du kannst aber auch ganz “un-magisch” in der Kantine sitzen und erklärst Dennis und Fragiskos eine Szene und dass sie endlich mal den Regisseur (mich) in Ruhe lassen sollen. Deine Freundlichkeit, deine Geduld sind Geschenke für das Ensemble der Münchner Kammerspiele, zu dem du gehörst. Deine Ideen und dein Witz sind ein Geschenk für jeden, mit dem du zusammenarbeitest.
Jetzt fragt man sich, bei all diesen Qualitäten; Was kannst du nicht so gut, Johanna? Du kannst nicht so gut sehen. Dazu hast du mir mal einen Text geschickt, den du geschrieben hast er heißt “Liebes Gedicht über meine Augen”. In dem schreibst du darüber, dass andere Menschen oft keine Rücksicht nehmen, weil sie nicht wissen, was es bedeutet, nicht gut zu sehen. Du schreibst aber auch:
„Ich will nicht dauernd Hilfe von anderen
Ich will viele Sachen Alleine schaffen
Ob kleine oder große Augen das ist ganz egal
Jeder ist normal.“
Herzlichen Glückwunsch, Johanna Kappauf!