Moby Dick

Mit Robert Kuchenbuch, Wolfgang Michalek, Felix Mühlen, Michael Pietsch, Christian Schneeweiß, Komi Mizrajim Togbonou | Regie: Jan-Christoph Gockel | Bühne & Kostüme: Julia Kurzweg | Puppenbau: Michael Pietsch | Musik: Matthias Grübel | Dramaturgie: Katrin Spira | Fotos: Julian Marbach | Premiere: 20.01.2018



„Es sind jetzt keine Menschen mehr, sondern nur noch meine Arme und Beine.“
MOBY DICK (Herman Melville)

Ein Schiff und eine aufgeputschte Crew auf der Jagd nach dem weißen Wal. Der junge Ismael glaubt, auf dem Meer sich selbst und die Freiheit finden zu können. Deswegen heuert er auf dem Walfangschiff Pequod an. Dessen Kapitän Ahab hat kein geringeres Ziel, als den weißen Wal zu töten, der ihm einst ein Bein abgerissen hat: Moby Dick. Beherrscht von Größenwahn, Rache und blindem Hass beginnt Ahab einen Amoklauf gegen die Natur und macht bei seinem Kampf gegen das Tier vor nichts Halt.

MOBY DICK – eine Geschichte von Welteroberung, von weltumspannenden Fahrten, von Globalisierung, aber auch eine Reise nach Innen – zum Herz der Finsternis, das bei Melville vollkommen weiß ist.

„Es ist ein sehenswerter Theaterabend.“
Nachtkritik.de, 22.01.2018

"Eine dunkle, spielerische und doch abgründige Inszenierung.“
Südwestpresse, 22.01.2018

„Diese Inszenierung konzentriert sich auf den menschlichen Größenwahn und seine zerstörerische Kraft, die schließlich alle ins Verderben führt. Gockel findet grandiose Bilder dafür, arbeitet mit Licht und Nebel, verwandelt den Schiffsrumpf in einen imaginären Wal.“
SWR, 22.01.2018

„Großartig wirken Michael Pietschs Puppen, die er aus Walknochen-Imitat zimmert. Die Gesichter sind denen der Spieler nachempfunden. Ihre Körper sind Skelette. So bringt der Mainzer Schauspieler und Puppenbauer eine neue Perspektive ins Spiel: Seine feingliedrigen Figuren offenbaren die Verletzlichkeit der Haudegen auf hoher See. Mit diesen morbiden Ebenbildern spielt Gockel nicht nur auf das schmutzige Geschäft des Tötens an. Er zeigt mit seinen Puppen auch, wie zerbrechlich die Menschen sind. Das berührt zutiefst.“
Untertürkheimer & Esslinger Zeitung, 22.01.2018

Hintergrund

Aus „Den Laderaum voll Hass“, Katrin Spira

Die Geschichte ist schnell erzählt: Ein weißer Wal hat dem Kapitän eines Walfangschiffs das Bein abgerissen; seither sinnt Kapitän Ahab auf Rache. Er schwört die Besatzung der „Pequod“ auf den Kampf gegen diesen einen Wal ein und scheitert tödlich. (…)

Ahabs Seele ist krank. Er hat sich selbst verirrt in seinem rachsüchtigen Hirn und erkennt nicht wie klein und machtlos er angesichts der Größe und Stille des Meeres ist. Bildlich übersetzt ist dies in Form von menschenähnlichen Puppen, die Ismael für Ahab gezimmert hat. Ismael, der rätselhafte Erzähler, wird zum Prometheus, zum Menschenmacher und damit zum Handelnden. Wie ein verkleinerter Mensch oder ein Totem werden die Besatzungsmitglieder gedoppelt – und haben sich nicht mehr im Griff, sobald sie aus sich selbst herausgetreten sind. Ahab spielt mit sich selbst und seiner Mannschaft und sucht die Zerstörung. Für ihn ist alles Sichtbare nur Maskerade, die man zerschlagen müsse, um an das Eigentliche zu kommen. Der Kapitän schwört die Mannschaft ein. Alle sind gleichzeitig Täter und Beobachter., Denn sie sehen sich bei ihrer irrsinnigen Tat wie selbst zu. Der Mensch maßt sich an, die Natur zu beherrschen – doch er ist verschwindend klein und scheitert kläglich. Was übrig bleibt von dieser Fahrt mit einem Laderaum voll Hass, ist „das sanft wogende Leichentuch des Meeres“.