peaches&rooster

 

Die Kompanie peaches&rooster steht für neues politisches Theater – an der Schnittstelle von Schauspiel und Puppenspiel, von Theater und Film, von Arbeiten am Stadttheater und internationalen Koproduktionen. Sie wurde vom Regisseur Jan-Christoph Gockel und dem Schauspieler, Puppenbauer und –spieler Michael Pietsch 2017 gegründet. Sie stellt keine feste Organisationsform dar, sondern ist an erster Stelle eine Idee.

Die Kompanie

Bisherige und zukünftige Inszenierungen finden sich unter dem Namen peaches&rooster genauso versammelt wie zentrale Künstler*innen, die diese Arbeiten prägen. Julia Kurzweg hat für diese fast alle Bühnenbilder entworfen: Ihre monumentalen Räume, die oft historische Kontexte zitieren, werden zur Spielfläche für Menschen und Puppen. Im Zentrum der Arbeiten stehen die Schauspieler*innen. Diese treten nicht nur als Spieler auf, sondern werden zu Mitautoren der Projekte und – wenn sie eine Puppe in die Hand nehmen – auch immer zu auktorialen Gestaltern von Geschichten.

Puppen bestehen aus totem Material, liefern nur ein unvollständiges Bild – vollführen unvollständige Bewegungen. Der Zuschauer projiziert seine eigenen Absichten und Emotionen in das Stück Holz – er co-fabuliert die Geschichte. Letztendlich GLAUBEN alle im Saal, dass die Puppe lebt, bei gleichzeitigem WISSEN, dass sie stirbt, wenn die Spieler sie aus der Hand legen.

Politisches Theater

„Die Funktion von Kunst besteht für mich darin, die Wirklichkeit unmöglich zu machen“, schreibt Heiner Müller und ahnte vielleicht mit welcher Wirklichkeit zukünftige Künstler konfrontiert sein werden. Müller: „Ich habe Angst vor der Schande, in dieser Welt glücklich zu sein.“ Was tun in dieser Welt, in der die einen noch immer auf Kosten der anderen leben? Welche Kunst brauchen wir? Eine politische. Eine widersprüchliche. Denn der Begriff der „politischen Kunst“ braucht eine Renaissance, eine Wiederbelebung jenseits der Erklärungen und Parolen, die längst auf unsere Straßen, in unsere Zeitungen gewandert sind. Meinungen sind überall. Vor allem online. Theater ist offline. Dieser Satz veröffentlicht auf einer Homepage ist der produktive Widerspruch, in dem wir uns bewegen, und der nur mit Humor zu beschreiben ist.

Theater erlaubt eine Betrachtung und Reflexion unterschiedlicher Perspektiven: durch aufeinandertreffende Figuren und deren gleichwertige Ansprüche. Unser Theater ist ein Panoptikum, wir verstehen es als Geschichten – im Plural –, die die Widersprüche beschreiben, in denen unser Leben stattfindet.

„Viele Dinge in der Realität werden dadurch zu einer selbstbewussten Erfahrung für Menschen, weil sie erzählt werden. […] Erzählen ist etwas anderes als Information.“ Alexander Kluge

Indem die Erzählung also mehr als Information und dazu weniger praktisch ausgerichtet ist, kann sie in vielen Realitäten gleichzeitig tätig sein, kann also ein komplexes Abbild unserer Zeit zeichnen. Wir bestehen daher auf ein neues politisches und vor allem menschliches Theater. Auf Umwege und verwinkelte Schleichwege.