„Es ist eine Hommage an einen Vergessenen – und was für eine: schnörkellos und üppig, klar und vogelwild, pathetisch und schwer expressionistisch. […] Gockel hangelt sich der Biografie entlang, aber widersteht der Versuchung sie stupide beim Wort zu nehmen. Er zerstückelt sie, löst sich vom Wortlaut, deutet nur an. Die Fugen kittet er mal unaufdringlich mit kurzem Tanz und Gesang, mal wuchtiger mit langen Filmsequenzen, mischt Traum und Realität. […] „Eine Jugend in Deutschland“ ist damit mehr als nur Toller-Bioplay – es ist ein Appell an die Gegenwart – und vor allem auch eine Huldigung an die expressionistischen, revueartigen Inszenierungen der Toller-Stücke in den Zwanzigerjahren.“
Nachtkritik.de, 16. Oktober 2020
„Ein Schwergewicht. […] Eine stilistisch disparate, vielstimmige, manchmal rätselhafte, aber aufregende Inszenierung.“
Münchner Feuilleton, November 2020
„Jan-Christoph Gockel inszeniert „Eine Jugend in Deutschland“ nach dem 1933 erschienenen Roman von Ernst Toller. Doch eigentlich inszeniert er noch viel mehr: Er verwebt die Autobiographie des Autors mit seinen dramatischen Werken, […] sowie der Perspektive auf die Gegenwart. Biographisches, Historisches und Dramatisches vermengen sich zu einem Panorama Deutschlands im vergangenen Jahrhundert. Aus einer Jugend in Deutschland wird das Leben einer ganzen Generation in Deutschland.“
Die Deutsche Bühne, 17. Oktober 2020
„Über Tollers autobiografisches Buch hinaus werden das Hoffen und Scheitern des Schriftstellers und Revolutionärs gezeigt – immer mit dem Blick auf das Jetzt, auf die Frage, was das mit uns heute zu tun hat. […] Ein Stück aufgeteilt in sechs Folgen, Aufführungsdauer 3½ Stunden. […]. Das kann erst mal abschrecken, aber Gockel schafft es eine Dynamik zu erzeugen, die das Stück kurzweilig wirken lässt. Durch Überspitzungen, Verdichtung, das Durchbrechen der vierten Wand und Komik. […] In Gockels Inszenierung spielen viele abwechselnd Toller – nicht nur das Ensemble selbst, sondern auch eine Puppe, beeindruckend geleitet von Puppenbauer und -spieler Michael Pietsch. […] Die Inszenierung von Gockel schafft es, den Bogen in die Jetztzeit zu spannen. Was steht hinter Revolutionen? In diesem Stück gibt es Antworten darauf.“
Kultur in München, 18. Oktober 2020
„In knapp vier Stunden zeichnet Gockel ein melancholisches, fast zärtliches Porträt von Ernst Toller. […] Auf einer schlichten Drehbühne (Julia Kurzweg) erzählt er Tollers Leben in sechs Folgen, jede anders angelegt, als Film, Revue, politische Rede und Marionettentheater. […] „Eine Jugend in Deutschland“ ist ein kluger Abend und Toller ein von einem unermüdlichen Ensemble gespielter, kaum totzukriegender Utopist, der am Ende nicht verkraftet, dass die Welt wieder auf einen Krieg zusteuert.“
Süddeutsche Zeitung, 19. Oktober 2020
„Eine Jugend in Deutschland“ heißt der fantasievolle Szenenreigen nach Ernst Tollers gleichnamigem autobiografischen Roman, den Jan-Christoph Gockel mit Menschen und liebevoll gebauten Gliederpuppen inszenierte. […] Natürlich geht es nicht bloß lustig zu in einem Stück, dessen Stoff für ausreichend Tragik sorgt: wenn aus den Schützengräben des Ersten Weltkriegs berichtet wird, wo die Lebenden neben den Leichen schlafen, ist es mucksmäuschenstill. Und wenn die Puppen, die eben noch in den Schulbänken saßen, mit Stahlhelm und Uniform antreten, um peu à peu in alle Einzelteile zerlegt zu werden, wirkt das gerade ihrer Spielzeug-Anmutung wegen besonders schauerlich. Rein optisch geht es zum Ausgleich kulinarisch zu dank traumhaft-surrealer Überblendungen von Videos mit dem realen Bühnengeschehen.“
Frankfurter Neue Presse, 19. Oktober 2020
“The most impressive entry was Jan-Christoph Gockel’s production of “A Youth in Germany” (“Eine Jugend in Deutschland”), based on Ernst Toller’s autobiographical novel from 1933. […] In this sprawling production, Gockel in effect creates his own Expressionist play out of episodes from Toller’s rich biography and plays. […] “A Youth in Germany” invites us to compare the upheavals of a century ago with our own age of anxiety.”
The New York Times, 22. Oktober 2020
Zusammen mit seinem langjährigen Verbündeten, dem Schauspieler und Puppenbauer Michael Pietsch, entfaltet Gockel ein zersplittertes Panorama der Erzählweisen, angefangen vom Spiel mit kindlichen Doppelgängerpuppen in der Weltkriegsszene über expressionistisches Verausgabungspathos, filmische Action, Halbdokumentarisches und märchenhafte Beschwörungsrituale.“
Theater Heute, Januar 2021