Auftragswerk im Rahmen der Frankfurter Positionen 2019

sklaven leben

Mit Torsten Flassig, Katharina Kurschat, Christoph Pütthoff, Sebastian Reiß, Komi Togbonou, Luana Velis | Regie: Jan-Christoph Gockel | Bühne & Kostüme: Amit Epstein | Musik: Komi Togbonou | Dramaturgie: Judith Kurz | Fotos: Felix Grünschloß | Premiere: 26.01.2019



SKLAVEN LEBEN ist die dritte Zusammenarbeit von Autor Konstantin Küspert und Regisseur Jan-Christoph Gockel. RECHTSMATERIAL betrachtete die Verbrechen des sogenannten „NSU“ in Verbindung mit dem nationalistischen Terror zur Zeiten der Weimarar Republik. In ICH BEREUE NICHTS, was ebenfalls am Badischen Staatstheater Karlsruhe entstanden ist, folgten sie den Spuren Edward Snowdens.

SKLAVEN LEBEN beschäftigt sich mit der Geschichte der Sklaverei und ihren Mechanismen, die bis ins Heute führen. Dem Stück liegt gewissermaßen eine „What-if“-Dramaturgie zugrunde. Was wäre, wenn die Menschheitsgeschichte an einem bestimmten Scheidepunkt, an einem bestimmten Moment, einen anderen Lauf genommen hätte? Komi Togbonou schlüpft dafür in die Rolle des Kolonisators und erzählt eine andere Geschichte der Sklaverei.

Neue Termine folgen.

eingeladen zum 37. Heidelberger Stückemarkt 2020

„eine atmosphärisch dicht inszenierte und vor allem bildmächtige Performance.“ Die Deutsche Bühne, 27.01.2019

„Revuehaft, nah am Grotesken und bildstark ist die Inszenierung, die Jan-Christoph Gockel für diesen Stoff geschaffen hat. (…) Kämpferisch, aber dabei nie zu plakativ ist das Stück – so würde man sich politisches Theater häufiger wünschen.“ nachtkritik.de, 27.01.2019

„Aber das ist nicht einfach nur ein quick-vitaler Theaterabend. Das auch, ja, mit vielen knalligen Szenen und bunten Kostümen und tollen Schauspielern und mitunter einem technoiden Wumms. Aber man verlässt ihn – nach dem einhellig begeisterten Applaus bei der Premiere – nachdenklich. Wir wissen es alle, es ist empörend, und es geschieht nichts, ein wenig Fair Trade hin oder her. Es gelingt Stück und Inszenierung, den Blick zu schärfen. Das ist viel.“ Frankfurter Neue Presse, 28.01.2019

„In kaleidoskopartigen anderthalb Stunden geht es quirlig um Ausbeutung und die Muster dieser Ausbeutung, um Rollenklischees vom „Schwarz“- und Weiß-Sein, beiläufig auch – befördert durch liebevoll gestaltete Kostüme des Ausstatters Amit Epstein – um die Auflockerung von Gendergrenzen durch Männer in Rüschenröcken oder alle in Unisexstramplern.“ Frankfurter Rundschau, 28.01.2019

Hintergrund

Kurzbeschreibung aus der Ausstellung „Alexander Kluge | Gärten der Kooperation“, Württembergischer Kunstverein, 2017/18

BIFURKATION – DAS HEISST die Gabelungen und Scheidepunkte, an denen Geschichte und ihre Ereignisse auch anders hätten verlaufen können – zählt zu einem weiteren Schlüsselthema Alexander Kluges. In seinen literarischen wie filmischen Arbeiten sucht er diese Momente auf, um die darin verborgenen Potenziale der Richtungsumkehr weiterzudenken: Wie in jenem mit Heiner Müller entwickelten fantastischen Gedankenspiel über die Möglichkeit, das in einem Hirsch zerlegte Geschoss des Jägers im Körper des toten Tieres einzusammeln, dort zu einer Patrone wiederzuvereinigen und unter Rekonstruktion seiner Flugbahn in den Gewehrlauf des Schützens zurückzuführen. Tote sind nicht tot- sie wehren sich gegen das Totsein. Kluges an Michel Serres angelehnter Begriff der Bifurkation entspricht auch dem Rhizom, jenem unterirdischen Wurzelwerk, das Gilles Deleuze und Felix Guattari der Hierarchie der Baumstruktur entgegensetzen. Es beschreibt Momente des Unerwarteten, deren Verlauf völlig offen ist. Es geht um das Kontingente nicht Notwendige, aber Mögliche, und um den Zufall.