Staatsakt zum Tag der deutschen Einheit

Vater Rhein

Mit Caroline Peters und Michael Pietsch |Regie: Jan-Christoph Gockel | Bühne: Christoph Schubiger | Puppenbau: Michael Pietsch | Musik: Philharmonisches Staatsorchester Mainz unter der Leitung von Hermann Bäumer | Dramaturgie: Malin Nagel | Text: Harald Martenstein | Produktion: Quadrolux | Kamera: Eike Zuleeg | Fotos: Andreas Etter | Staatsakt zum Tag der deutschen Einheit / Live-Übertragung im ZDF: 03.10.2017 |



Vater Rhein, Flussgott und beliebtes Motiv der Rheinromantik tritt von Zeit zu Zeit aus seinem Flussbett und sieht sich an Land um. So auch am TAG DER DEUTSCHEN EINHEIT 2017: In zwei Filmen sehen wir die Entstehung der Vater-Rhein-Puppe und blicken durch Vater Rheins Augen auf das Bundesland Rheinland-Pfalz.

Die Filme waren Teil des Staatsakts zum TAG DER DEUTSCHEN EINHEIT 2017, live begleitet vom Philharmonischen Staatsorchester Mainz unter der Leitung von Hermann Bäumer. Und schließlich trifft Vater Rhein live auf der Bühne auf die Lorelei – gemeinsam werfen sie einen humoristischen, aber auch kritischen Blick auf den bekannten deutschen Fluss, der nicht nur Deutschland, sondern auch Europa verbindet, sie verhandeln deutsche Errungenschaften, Abgründe, lokale Besonderheiten und Mythen.


Hintergrund

„Vater Rhein“, Harald Martenstein

Der Rhein. 1233 Kilometer, davon 865 in Deutschland, vom Bodensee bis nach Kleve. Der Rhein, ein deutscher Fluss. Sehr deutsch, sehr romantisch, mit seinen Burgen, seinem Wein, seinen Märchen und Sagen, mit den Städten, in denen Kaiser gekrönt und Dome gebaut wurden. Der Fluss, in dem das Gold der Nibelungen ruht, der Sage nach. Zwei Bundesländer führen seinen Namen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Baden-Württemberg und Hessen grenzen an ihn.

Über den Rhein wurden Gedichte geschrieben, um den Rhein wurden blutige Schlachten gekämpft. Das berühmteste Rheingedicht stammt von Heinrich Heine, es heißt „Loreley“. Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin.

Unser Rhein. Nein. Das stimmt nicht. Der Rhein gehört auch den Schweizern, den Franzosen, den Niederländern. Sein Einzugsgebiet umfasst neun europäische Staaten. Am Rhein schlägt das Herz Europas. Der Rhein hat uns früher getrennt, viele wollten ihn besitzen, heute steht er für eine große Idee, für die Idee eines vereinten Europa, für die Idee, dass wir unsere Feste gemeinsam feiern und unsere Probleme gemeinsam lösen.

Wir feiern heute am Rhein die deutsche Einheit, und gleichzeitig feiern wir Europa. Nie wieder sollen am Rhein Schlachten gekämpft und Kriegerdenkmäler errichtet werden. Es ist unser gemeinsamer Rhein, ein großer Strom, der uns Europäer eint und für alle da ist. Aber der Wein schmeckt hier am besten.

Die älteste Sagengestalt, die wir hier haben, ist der Vater Rhein. Unser Vater Rhein! Die Italiener haben ihn erfunden, nein, natürlich die Römer, ein bisschen römisch ist der Rhein schon auch. Oder waren es die Kelten, die ihn erfunden haben? Oder ein Volk, das vor den Kelten da war? Es könnte auch sein, dass Vater Rhein griechische Wurzeln hat und ein Enkel von Herrn und Frau Poseidon ist. Vater Rhein hat eben einen bunten Migrationshintergrund und einen modisch aktuellen Vollbart. Er lebt, heißt es, verborgen im Rhein. Heute ist das Rheinwasser zum Glück ein deutlich angenehmerer Aufenthaltsort als, sagen wir, im Jahre 1970. Von Zeit zu Zeit taucht er auf, schüttelt sich das Wasser aus dem Bart und schaut sich an Land um.